Ein Haus unter dem Hammer: Immobilie am Mehringdamm wurde für 7,1 Euro Millionen versteigert

Wenn Gebäude den Besitzer wechseln, bekommt das zunächst kaum jemand mit. Manchmal gibt es aber auch Einblicke in Echtzeit. Immer dann, wenn ein Objekt per Auktion angeboten wird. So am 21. März beim Haus und Grundstück Mehringdamm 67, das im Amtsgericht Tempelhof-Kreuzberg am Halleschen Ufer versteigert wurde und am Ende zu einem Preis von 7,1 Millionen Euro unter den Hammer kam.

Die Immobilie gehörte bisher zu einem Drittel einer Erbengemeinschaft, außerdem zwei weiteren Gesellschaften. In dem Gebäude befinden sich 27 Wohnungen sowie drei Gewerbeeinheiten. Ein Gewerbemieter ist die Traditionskneipe "Destille", ein anderer die "Espresso Lounge". Letztere war erst vor zwei Jahren aus der Bergmannstraße verdrängt worden und hatte sich neu am Mehringdamm angesiedelt.

Die Bewohner waren beim Termin im Amtsgericht stark vertreten und machten vor Beginn auch mit einer Demonstration auf sich aufmerksam. Bisher seien die Mieten noch einigermaßen erschwinglich, schon wegen des nicht gerade üppigen Komforts in manchen Wohnungen, erzählte ein Mann. Er habe zum Beispiel eine Ofenheizung. Auch Aktivisten, Interessierte und Medienvertreter füllten den Saal 144 im Amtsgericht. Insgesamt rund 80 Personen. Sitzplätze gab es nur für etwa 50.

Eine gewisse Spannung, was passieren wird, ob überhaupt etwas passieren wird, lag im Raum. Denn im Vorfeld hatte der Bezirk versucht, eine Art Abwehrszenario aufzubauen. Beim Mehringdamm 67 werde ebenfalls das Ausüben des Vorkaufsrechts geprüft, hieß es in einer Mitteilung von Baustadtrat Florian Schmidt (Bündnis90/Grüne) einen Tag vor der Auktion. Das könne durch eine Abwendungsvereinbarung verhindert werden, wenn die Käufer auf bestimmte bauliche Veränderungen verzichten. Grundlage für beide Interventionsmöglichkeiten ist der Milieuschutzstatus, in diesem Fall für das Gebiet Bergmannstraße-Nord. Dazu verwies der Stadtrat auf den Fall des Immobilienensembles Eisenbahnstraße 2-3, Muskauer Straße 10. Es war im Dezember 2017 für 7,16 Millionen ersteigert worden. Auch in dem Fall zog der Bezirk das Vorkaufsrecht und hatte, wie berichtet, inzwischen das Glück, dass ein privater Geldgeber einstieg, diese Summe bezahlt und sich trotzdem an die Vorgaben des Milieuschutzes halten will.

Aber nicht immer ist sicher gestellt, dass es solche Gönner gibt. Deshalb will der Bezirk jetzt in einem Musterverfahren juristisch klären lassen, ob beim Vorkaufsrecht wirklich die teilweise hohen Summen nach Versteigerungen der Maßstab sind oder der Verkehrswert. Auch das wäre eine weitere Strategie, um Interessierte von allzu großer Preistreiberei abzuhalten.

Aber war das bei denen angekommen? Zunächst hatte es fast den Eindruck. Nachdem die Auktionsleiterin die Veranstaltung um 10 Uhr eröffnet und zunächst auf einige allgemeine Regularien hingewiesen hatte, erwartete sie ab 10.05 Uhr die ersten Gebote. Dafür war zunächst eine Mindestzeit von 30 Minuten angesetzt. Der Verkehrswert lag bei fünf Millionen Euro.

Lange passierte nichts. Dabei waren einige potenzielle Käufer unschwer auszumachen. Etwa drei Herren, die aber nur einmal mit einer Ansage über 5,650 Millionen in das Geschehen eingriffen. Da hatte die Auktion nach etwa 20 Minuten so langsam Fahrt aufgenommen. Sie wurde ansonsten allein von zwei Bietern bestritten. Einem namentlich genannten Mann, der auch den Aufschlag machte, sowie mehreren Personen, die immer nur als "GbR" betitelt wurden. Zwischen diesen entwickelte sich der Versteigerungswettstreit, der sich unter anderem über die Zwischensummen 5,9, 6,1, 6,25, 6,4, 6,5 Millionen nach oben bewegte. Während sie sich gegenseitig in die Höhe jazzten, suchten die Kontrahenten auch kurze Gesprächskontakte. Was im Saal eigentlich nicht zulässig ist und deshalb das Missfallen der leitenden Amtsperson hervorrief. "Wenn Sie etwas zu besprechen haben, gehen Sie bitte raus." Das passierte dann auch kurz darauf. Mit dem Ergebnis, dass der einzelne Mitbieter beim Stand von 7,1 Millionen die Segel strich und die "GbR" den Zuschlag bekam.

Hinter ihr sollen nach Angaben der Bewohnerinitiative Samuel Czarny und Ariel Schiff stehen. Sie sollen, ebenfalls nach diesen Informationen, auch Verbindungen zur Holding des Investors Nicolas Berggruen haben. Und angeblich gebe es noch einen dritten, anonymen Gesellschafter.

Die gebotenen Summe bewegte sich in ähnlicher Größenordnung wie die vor gut drei Monaten für die Immobilie an der Eisenbahnstraße. Mit dem Unterschied, dass die dortige Fläche etwa doppelt so groß ist wie am Mehringdamm. Was zu der Befürchtung führt, er lasse sich nur durch höhere Mieteinnahmen beziehungsweise dem Umwandeln in Eigentumswohnungen refinanzieren.

Autor: Thomas Frey

Quelle: Berliner Woche